Wo sind all die (medizinischen) Fachangestellten hin?

Sofern Sie als niedergelassene Ärztin oder Arzt, Praxismanager oder MFA arbeiten, haben Sie es sicherlich zu spüren bekommen: Qualifiziertes medizinisches Fachpersonal ist wie vom Erdboden verschluckt. Stellen, für deren Besetzung noch vor wenigen Jahren ein paar Anfragen im Umfeld oder eine kleine Stellenanzeige ausgereicht haben, bleiben heute teilweise jahrelang unbesetzt. Auf die Gründe und mögliche Lösungen für diese Missstände geht unsere Blogreihe FACHPERSONALFLAUTE ein.

Der Recruiting-Eisberg

Medizinische Berufe sind zu großen Teilen sogenannte Engpassberufe. Die Liste der Engpassberufe wird jährlich von der Bundesagentur für Arbeit herausgegeben. Sie weist Berufe aus, in denen besonderer Personalmangel herrscht und die besonders schwierig zu besetzen sind. Festgemacht wird das unter anderem an den Vakanzzeiten (wie lange bleibt die Stelle nach Ausschreibung unbesetzt) und dem Verhältnis offener Stellen zu Arbeitssuchenden.

„Mit einem Wert von 2,8 sind besonders die Pflegeberufe und die ZFA vom Engpass betroffen. Aber auch die MFA mit einem Wert von 2,5 belegt einen der oberen Plätze. Im Vergleich lag der Wert für diesen Beruf im Vorjahr bei 2,2. Andere medizinische Berufe wie beispielsweise Physiotherapeuten (Wert 2,7) oder Ergotherapeuten (Wert 2,5) sind ebenfalls vom Engpass betroffen.” – Rebmann Research zu Engpassberufen, 2023

Auch wenn es sich so anfühlen mag: Die Gesamtmenge an medizinischem Fachpersonal hat nicht abgenommen, doch der Bedarf hat drastisch zugenommen und wird es laut Prognosen auch weiterhin tun. Mehr Personal als je zuvor ist beruflich gebunden. Zudem sind seit der Pandemie die allgemeinen Lebenshaltungskosten enorm gestiegen. Das Ergebnis ist ein klarer Arbeitnehmermarkt, bevölkert von Arbeitnehmenden mit steigenden Bedürfnissen und Ansprüchen. Vor allem, da Gehälter in bestehenden Stellen selten die Inflation und gestiegene Lebenshaltungskosten widerspiegeln, obwohl der Personalmangel die Arbeitsbelastung stetig steigert, nehmen sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor, sich in Ihrem nächsten Job besser zu stellen.

Diese Einflüsse bilden das, was wir bei CREATORY den Recruiting-Eisberg nennen: Eine kleine, sichtbare Spitze des Eisbergs aus arbeitssuchendem Personal, bombardiert mit abertausenden an offenen Stellenanzeigen, die um ihre Aufmerksamkeit konkurrieren. Darunter liegt jedoch ein riesiger, unter der Wasseroberfläche schlummernder Unterbau von potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern, die mit ihrem aktuellen Arbeitgeber, Arbeitskonditionen oder Umfeld unzufrieden sind. Diese Kandidatinnen und Kandidaten sind zwar nicht auf der Suche nach einem neuen Job, aber  häufig offen für eine neue Herausforderung.

Die hart umkämpfte Spitze des Recruiting-Eisberges besteht vornehmlich aus sogenannten Aktiven Kandidaten und ist üblicherweise das Ziel klassischer Recruitingmethoden. Der weit weniger umkämpfte, untere Teil des Eisberges wird gebildet aus sogenannten passiven Kandidatinnen und Kandidaten. Die beste Möglichkeit diese Personengruppe zu erreichen sind digitale Recruitingmethoden wie das Social Recruiting.

Jonathan Gebauer
April 13, 2024
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